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Grüne Produkte – Marketing oder echter Wertewandel in NRW?


Zahlreiche "grüne" Produkte, die geringere Umweltbelastungen verursachen als ihre konventionellen Verwandten, verschaffen uns das gute Gefühl, etwas nachhaltiger zu denken und zu leben. Aber: Hat sich wirklich schon genug getan? Die Effizienz-Agentur NRW sprach mit Claudia Langer, Gründerin der Verbraucherplattform utopia.de und Jurymitglied des Effizienz-Preises NRW über die Potenziale ressourceneffizienter Produkte.

Claudia Langer, Gründerin der Verbraucherplattform utopia.de und Jurymitglied des Effizienz-Preises NRW.

Das Potenzial bei Konsumgütern, "grüner" zu werden, ist groß. Laut Umweltbundesamt gaben die Verbraucher 2011 in Deutschland rund 36 Milliarden Euro für nachhaltige Produkte aus, allein 14 Milliarden davon in den Bereichen energetische Sanierung und energieeffizientes Wohnen. Das  klingt zunächst nach viel Umweltbewusstsein. Schaut man sich allerdings die Gesamtsumme der privaten Konsumausgaben in Höhe von 1.500 Milliarden an (Statistisches Bundesamt 2012), sind es gerade einmal 2,4 Prozent

Seit 1998 betreut die Effizienz-Agentur NRW produzierende Unternehmen des Mittelstandes beim Thema Ressourceneffizienz. Sie hilft ihnen dabei, den effizienten Einsatz von Material und Energie in der Produktion deutlich zu verbessern. Darüber hinaus bietet sie auch Unterstützung bei der Produktentwicklung und -gestaltung an. "Zu keinem Zeitpunkt kann so viel Einfluss auf die Umweltwirkung und die Kosten eines Produktes genommen werden wie bei seiner Entwicklung", erklärt Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur NRW.

Um zu zeigen, wie innovativ mittelständische Unternehmen in NRW bei der Entwicklung und Realisierung von effizienteren Produkten bereits sind, rief die Effizienz-Agentur NRW im Frühjahr 2013 zur Teilnahme am Effizienz-Preis NRW 2013 auf, und rund 70 Unternehmen machten mit. 

In der Expertenjury des Effizienz-Preises NRW, dessen Gewinner bei der Preisverleihung am 19. September von NRW-Umweltminister Johannes Remmel ausgezeichnet werden, saßen Vertreter aus Industrie, Wissenschaft, Verwaltung und Medien. Eine aktive Streiterin für Nachhaltigkeit, die dabei ihr Urteil in die Waagschale warf, ist Claudia Langer, die Gründerin der Verbraucherplattform Utopia.de und der Utopia Stiftung.

Hier Ihre Einschätzung zu sechs Fragen rund um die Wirklichkeit von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft und die Perspektiven für nachhaltige Produkte:

Als Mitglied der Jury des Effizienz-Preises NRW und auf Utopia.de haben Sie sich eingehend mit ressourceneffizienten Produkten befasst. Welche Aspekte waren für Ihre Bewertung ausschlaggebend?

Claudia Langer: Jedes der Jurymitglieder hat seinen eigenen Blickwickel. Ich habe bei der Bewertung besonders auf den Neuigkeitswert, die Innovationskraft, die Produktästhetik und – ganz wichtig für den jeweiligen Preisträger – die Vermarktbarkeit geachtet. Letztlich soll Effizienz ja nicht im stillen Kämmerlein oder nur unter Fachleuten propagiert werden. Wir alle müssen am selben Strang ziehen, und dafür müssen erst einmal alle davon erfahren.

Sie wollen die Kommunikation zwischen Produzenten und Konsumenten mit Ihrer Internetplattform Utopia verbessern – welche Instrumente nutzen Sie? Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen?

Claudia Langer: Wir setzen auf den Dialog mit Unternehmen. In letzter Zeit geht es dabei immer weniger um das Unternehmen und immer öfter um das Produkt selbst. Bei Produkttests erleben wir, dass immer mehr Konsumenten kritisch fragen: „Wo und wie wurde das Produkt hergestellt?“ Ein Trend unter Verbrauchern, der zum Glück weltweit zunimmt. Also sind wir auf dem richtigen Weg, das zeigt das wachsende Interesse.

Nutzen Unternehmen Begriffe wie „Nachhaltigkeit“ und „grüne Produkte“ vorrangig als wertvolles Marketinginstrument oder sehen Sie einen konkreten Fortschritt beim schonenden Umgang mit Ressourcen und einen tatsächlichen Wertewandel?

Claudia Langer: Beides. „Greenwashing“ ist ein Trend, der zunimmt. Denn die Mehrheit der Verbraucher sieht nicht wirklich hin. Viele Unternehmen tun aber tatsächlich etwas an ihren Abläufen. Ist das bereits ein echter Wertewechsel? Nicht immer, gerade bei den Großkonzernen gibt es erhebliche Unterschiede. Aber, offen gesagt: Mir ist völlig egal aus welchen Gründen jemand das Richtige tut. So lange am Ende tatsächlich nachhaltige Produkte dabei herauskommen.

Wie schätzen Sie das Potenzial ressourceneffizienter Produkte ein?

Claudia Langer: Enorm! Ressourceneffizienz ist ein wichtiger Teil jedes Nachhaltigkeitskonzepts. Und angesichts einer zunehmend kritischen Verbraucherhaltung ist das neben Innovation und Ästhetik ein wesentlicher Erfolgsfaktor.

Die Anzahl an Umweltlabels, Ökomarken und Zertifikaten ist groß. Wie lässt sich aus Ihrer Sicht mehr Transparenz bei der Produktwahl für den Endkunden erreichen?

Claudia Langer: Plattformen wie Utopia.de oder wegreen.de, die alle Siegel berücksichtigen, schaffen mehr Transparenz. Das muss sich auch auf eine bessere Kennzeichnung im Laden auswirken. Zum Beispiel haben wir mit dem Öko-Institut und Saturn ein Öko-Label für die ressourceneffizientesten (Elektronik-)Produkte entwickelt. Da kann sich der Verbraucher vor Ort klar orientieren.

Welche langfristige Signalwirkung geht von der Preisverleihung durch die Effizienz-Agentur NRW für kleine und mittelständische Unternehmen aus?

Claudia Langer: Na ich hoffe doch, eine starke! Die Gewinner sind Unternehmen, die sich engagieren, und das muss sich auszahlen. Der Effizienz-Preis NRW rückt sie ins Licht der Öffentlichkeit und schafft Kontakte. Die Effizienz-Agentur NRW tut das ihre dazu. Es zeigt allen, dass Effizienz, Nachhaltigkeit und Geschäftserfolg Hand in Hand gehen können. Deshalb auch von mir: Einen herzlichen Glückwunsch den Gewinnern.