Herr Lodde, die Corona-Krise hat die Wirtschaft in NRW immer noch im Griff. Wie nehmen Sie die Situation aus Sicht der Finanzierungsberatung wahr? Wie hoch ist die Investitionsbereitschaft gerade im Mittelstand aktuell?
Die Nachfrage nach unseren Dienstleistungen ist nach wie vor hoch. Über unsere Webinarangebote und über die Kontakte zu Banken und Beratern erreichen uns Anfragen insbesondere aus der metallverarbeitenden und chemischen Industrie. Zunehmend spielt das Thema Recycling eine größere Rolle bei den Anfragen. Das Sonderprogramm Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz der Landesregierung hat gerade im ersten Quartal zu einer deutlichen Nachfragesteigerung geführt. Die Investitionsbereitschaft ist nach wie vor hoch und bewegt sich auf der Höhe vergangener Jahre.
Mit welchen Fragen kommen die Betriebe zurzeit auf Sie zu?
Die meisten Fragen kommen aus dem Bereich der ressourceneffizienten Optimierung von Prozessen sowie dem Recycling von bisher deponierten Stoffen. Das Thema Forschung und Entwicklung erfährt durch die Einführung der steuerlichen Forschungsförderung im vergangenen Jahr große Aufmerksamkeit bei Unternehmen. Betriebe erhöhen zurzeit ihre Anstrengungen im Bereich FuE, um zukünftigen Bedarfen des Marktes mit entsprechenden Angeboten begegnen zu können.
Wie unterstützt die Finanzierungsberatung der EFA Unternehmen konkret in der Krise?
Die Unterstützung besteht darin, auf die Investitions- bzw. FuE-Anfragen der Unternehmen schnell und konkret zu reagieren und gezielt Förderprogramme zu empfehlen. Dabei werden den Unternehmen die notwendigen Rahmenbedingungen der jeweiligen Förderung erläutert und bei Bedarf entsprechende Berater vermittelt. Eine Begleitung bei der Antragstellung ist auch möglich.
Unternehmen, die in der aktuellen Lage in fortschrittliche Produktions- oder Recyclingtechnologien investieren wollen, können vom Sonderprogramm Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz des Landes profitieren. Welche Möglichkeiten bietet das Programm? Und wie wird das Angebot zurzeit angenommen?
Mit diesem Sonderprogramm soll das Up-Scaling von ausentwickelten innovativen, ressourceneffizienten Prozesstechnologien bzw. Recyclingverfahren unterstützt werden. Die Marktetablierung soll erleichtert und der Stand der Technik fortgeschrieben werden. Das Programm ist zeitlich befristet bis Ende 2022. Aktuell erreichen uns dazu viele Anfragen. Weitere Informationen finden interessierte Unternehmen auf der Website der Effizienz-Agentur NRW.
Staat und Länder haben auf die Pandemie mit diversen Förderprogrammen und Hilfskrediten reagiert. Wie nehmen die Unternehmen aus Ihrer Sicht die bestehenden Angebote an und wo gibt es noch Probleme?
Der Bund und das Land NRW bieten eine Vielzahl von Unterstützungsmaßnahmen. Für die Unternehmer bedarf es aber einer Lotsenfunktion, um eine passgenaue Einordnung dieser Programme für die jeweiligen Bedarfe zu ermitteln. Wenn es um Förderprogramme mit FuE- oder Ressourceneffizienzbezug geht, kann die EFA diese Funktion übernehmen und Unternehmern Unterstützung bieten.
Welche Förderprogramme sind aus Ihrer Sicht aktuell besonders attraktiv, wenn es um die Steigerung der Ressourceneffizienz geht?
Zu nennen wären da das Sonderprogramm Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz, der NRW.BANK.Effizienzkredit, die Steuerliche Forschungsförderung, aber auch die Bundesförderung für Energieeffizienz.
Wir wird es aus Sicht der Finanzierungsberatung nach der Krise weitergehen? Ein „Weiter wie bisher“ scheint auch in der Finanz- und Förderlandschaft eher unwahrscheinlich.
Ich glaube, dass sich die Unternehmen auf Basis der aktuellen Krise strategisch neu ausrichten werden. Das betrifft die Bereiche zirkuläres Wirtschaften, Digitalisierung, Dekarbonisierung und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Die Politik muss mit zielgerichteten Förderprogrammen reagieren, um diese Trends zu unterstützen.
Herr Lodde, vielen Dank für das Gespräch!