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Vierter Umweltwirtschaftsbericht für Nordrhein-Westfalen vorgelegt - Transformation zur klimaneutralen Industrieregion schreitet voran


Die Umweltwirtschaft in Nordrhein-Westfalen hat sich in den letzten Jahren wieder deutlich besser entwickelt als die Gesamtwirtschaft und generiert durch die Vermeidung von Umweltschäden einen ökologischen Nutzen in Milliardenhöhe. Mit einem Wachstum von 3,6 Prozent pro Jahr übertraf die Branche damit seit 2010 die Entwicklung der Gesamtwirtschaft (2,6 Prozent) und beschäftigt inzwischen mit 582.000 Personen rund 6,1 Prozent aller Erwerbstätigen in Nordrhein-Westfalen.

Insgesamt belief sich die Wirtschaftsleistung auf 43,5 Milliarden Euro im Jahre 2020. Damit gehört die Umweltwirtschaft zu den wichtigsten Branchen in Nordrhein-Westfalen. Zusätzlich zu den Zahlen der Erwerbstätigen und der Bruttowertschöpfung lässt sich der ökologische Nutzen der nordrhein-westfälischen Umweltwirtschaft bezogen auf das Jahr 2020 auf rund 23 Milliarden Euro beziffern, davon allein rund 15,5 Milliarden Euro durch die Vermeidung von Umweltschäden. Hinzu schafft die Umweltwirtschaft weitere ökologische Werte in Höhe von 7,4 Milliarden Euro, wie den Erhalt von Biodiversität. Dies belegt der aktuelle Umweltwirtschaftsbericht, der am 14. November 2022 in Düsseldorf veröffentlicht wurde. 

"In einer modernen Wirtschaft gehören Klimaschutz, der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen, gute Arbeitsplätze und soziale Sicherheit untrennbar zusammen. Die Umweltwirtschaft mit ihren vielen kleinen und großen Unternehmen ist dabei eine der wichtigsten Säulen", sagte Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer. "Wir wollen Nordrhein-Westfalen zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas machen. Diese Transformation wird eine Kraftanstrengung. Sie wird uns aber nur gelingen, wenn wir es schaffen, den ökologischen Umbau voranzutreiben und unser Bundesland gleichzeitig zu einem der nachhaltigsten und wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsstandorte in Europa zu gestalten."

Umweltwirtschaft in NRW auf Wachstumspfad

Die Umweltwirtschaft in Nordrhein-Westfalen umfasst alle Unternehmen, die umweltfreundliche, klimaschonende und ressourceneffiziente Verfahren, Produkte und Dienstleistungen anbieten. Als Querschnittsbranche setzt sich die Umweltwirtschaft aus den acht Teilmärkten Umweltfreundliche Energiewandlung, -transport und -speicherung; Energieeffizienz und Energieeinsparung; Materialien, Materialeffizienz und Ressourcenwirtschaft; Umweltfreundliche Mobilität; Wasserwirtschaft; Minderungs- und Schutztechnologien; Nachhaltige Holz- und Forstwirtschaft und Umweltfreundliche Landwirtschaft zusammen. 

Dementsprechend vielfältig ist auch das Spektrum angebotener Verfahren, Produkte und Dienstleistungen. Es erstreckt sich von Monitoring- und Analyseverfahren der Abwasserbehandlung über Speichertechnologien für erneuerbare Energien bis zu alternativen Antriebstechnologien in der Mobilität. Die Umweltwirtschaft besitzt damit die zentralen Kompetenzen für die ökologische Transformation in Richtung Green Economy.

Ein prägender Faktor der Umweltwirtschaft ist ihre starke Exportorientierung: Fast jeder zweite Euro (41 Prozent des Umsatzes) mit Technologiegütern der Umweltwirtschaft wird auf ausländischen Märkten verdient. Insgesamt exportierten die Unternehmen der Branche im Jahr 2020 Waren im Wert von rund 14,2 Milliarden Euro. 

Ökologischer Nutzen in Milliardenhöhe

Während die sozio-ökonomischen Wirkungen der Umweltwirtschaft seit 2015 kontinuierlich erfasst worden sind, erfolgt im Rahmen des vorliegenden Berichts erstmals auch eine Bewertung des ökologischen Nutzens. Differenziert nach den verschiedenen Umweltbereichen zeigt sich, dass der größte ökologische Beitrag der Umweltwirtschaft für den Klimaschutz geleistet wird. Insgesamt werden durch die Leistungen der Umweltwirtschaft in Nordrhein-Westfalen rund 10,7 Milliarden Euro im Jahr 2020 an Klimawandelkosten vermieden. Weitere Umweltschäden werden in Bezug auf Böden und Gewässer (3,3 Milliarden Euro) und Luft (1,4 Milliarden Euro) vermieden. Daneben generiert die Umweltwirtschaft zusätzliche positive Mehrwerte. Im Bereich des Ressourcenschutzes werden durch Recycling und die Bereitstellung regenerativer Materialien (insbesondere Holzbaustoffe) Werte in Höhe von 6,7 Milliarden Euro geschaffen. Der Erhalt von Biodiversität, lebenswerter Städte und des Landschaftsbildes kann auf mindestens 684 Millionen Euro geschätzt werden.

In vielen Felder kann die Umweltwirtschaft Lösungen anbieten und steht somit im Zentrum des Umgangs mit dem fortschreitenden Klimawandel. Um der zunehmenden Bedeutung von Klimaanpassungslösungen gerecht zu werden, wurde der vorliegende vierte NRW-Umweltwirtschaftsbericht 2022 erstmals um das Kriterium der Klima-Resilienz ergänzt, um auch die vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Klimaanpassungswirtschaft abbilden zu können.

Hinsichtlich ihrer ökonomischen Kennzahlen erweist sich die Klimaanpassungswirtschaft bereits heute als ein bedeutendes und wirtschaftsstarkes Segment mit großen Wachstumschancen: Waren 2010 rund 773.000 Erwerbstätige in der Klimaanpassungswirtschaft in Deutschland tätig, so ist deren Zahl bis 2021 auf 954.000 angewachsen. In Nordrhein-Westfalen erhöhte sich die Erwerbstätigenzahl zwischen 2010 und 2021 um 28.000 auf rund 178.000 Personen - ein Plus von im Durchschnitt circa 1,6 Prozent pro Jahr.

Auch beim Blick auf die Wertschöpfung zeigt sich die Bedeutung der Branche: Im Jahr 2020 lag diese in Nordrhein-Westfalen bei 12,5 Milliarden Euro. Dies entspricht im Vergleich zu den 8,5 Milliarden Euro Wertschöpfung des Jahres 2010 einem jährlichen durchschnittlichen Wachstum von rund vier Prozent. Setzt man die Wertschöpfung der Klimaanpassungswirtschaft in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen in Beziehung, so entstand rund jeder sechste Euro der deutschen Klimaanpassungswirtschaft in Nordrhein-Westfalen.

Transformation der Wirtschaft in Richtung Circular Economy nimmt Fahrt auf

"Der vierte Umweltwirtschaftsbericht zeigt deutlich, dass die Transformation der NRW-Wirtschaft in Richtung einer Circular Economy an Fahrt aufnimmt", erklärt Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur NRW. „So stieg die Bruttowertschöpfung durch zirkuläre und materialeffiziente Produktionsprozesse sowie der Einsatz von nachwachsenden und umweltfreundlichen Materialen in den vergangenen Jahren jährlich um 3,1 Prozent. Beim Export nahm deren Anteil im Mittel sogar um 8 % jährlich zu.“

Zirkuläre Produkte, aber auch neue Geschäftsmodelle im Bereich der Circular Economy können somit einen wichtigen Beitrag zur Zukunftssicherung des Produktionsstandortes Nordrhein-Westfalen leisten, so Jahns. Die Effizienz-Agentur NRW unterstützt mit ihrem Beratungsangebot Unternehmen aktiv bei dieser Entwicklung – so z. B. durch das Workshop-Angebot CIRCO, das Unternehmen bei der Entwicklung und Gestaltung neuer, nachhaltiger Geschäftsmodelle im Sinne der Circular Economy unterstützt.

Nordrhein-Westfalen ist gemessen an der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der größte Standort der Umweltwirtschaft in Deutschland und führt die Rangliste der Bundesländer an. Einschließlich der Selbständigen und geringfügig Beschäftigten arbeiten heute insgesamt 582.000 Erwerbstätige in der Umweltwirtschaft. Damit ist das in der Nachhaltigkeitsstrategie NRW für 2030 gesteckte Ziel von 460.000 Arbeitsplätzen bereits 2022 übertroffen. Die ökologische Transformation der heimischen Wirtschaft geht somit schneller voran als erwartet.

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