Was Treibhausgasbilanzierungen leisten, welche grundlegenden Fragen sich Betriebe stellen sollten, wenn sie gerade ihre materialgebundenen Scope-3-Emissionen verringern wollen, wie die Politik konkret unterstützt und was Unternehmen bereits heute tun, um ihre Treibhausgasemissionen erfolgreich zu senken, waren nur einige der Fragen und Themen, die einen Nachmittag in Düsseldorf beleuchtet und diskutiert wurden.
„Die Wirtschaft ist eng miteinander verflochten. An der Produktion von Waren und Dienstleistungen sind zahlreiche Lieferanten und Kunden beteiligt. Gerade im Bereich der Scope-3-Emissionen, die u. a. durch den Zukauf von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen entstehen, liegen große Vermeidungspotenziale für Unternehmen, die beispielsweise durch gezielte Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz in der Produktion oder Circular-Design-Ansätze in der Produktgestaltung gehoben werden können“, weiß Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur NRW.
Nach der Begrüßung durch Dr. Peter Jahns gab Cornelius Laaser, Referatsleiter im Ministerium für Umwelt, Natur und Verkehr NRW, Einblicke in die aktuellen politischen Rahmenbedingungen in Nordrhein-Westfalen und die Anforderungen, die auf die Unternehmen zukommen. „Bei der Komplexität des Themas ist es wichtig sich auf das Machbare zu konzentrieren und so zu einer Umsetzung zu kommen. Dafür bietet die Effizienz-Agentur NRW praxisorientierte Unterstützung“, so Laaser.
Vortrag Cornelius Laaser
Politische Rahmenbedingungen
Anschließend stellte Dr. Markus Rieger-Fels vom Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn die Studie „Die Förderung nachhaltiger Finanzierung durch die EU“ vor. Die EU-Kommission möchte mit unterschiedlichen regulatorischen Maßnahmen privates Kapital für die Nachhaltigkeitstransformation der Wirtschaft mobilisieren. Die aktuelle Studie befasst sich mit den Auswirkungen dieser regulatorischen Entwicklung auf die mittelständische Wirtschaft. Gerade die Bilanzierung der CO2-Emssionen werde für Unternehmen immer wichtiger, so Rieger-Fels. Viele Unternehmen seien hier noch am Anfang.
Vortrag Dr. Markus-Rieger Fels
"Die Förderung nachhaltiger Finanzierung durch die EU -
Auswirkungen auf den Mittelstand"
Ressourcenschonung durch Treibhausgasbilanzierung
Gabriele Paßgang vom EFA-Regionalbüro Bielefeld gab einen lebendigen Einblick in den Beratungsalltag der Effizienz-Agentur NRW und beantwortete die Frage, was die Bilanzierung gerade kleinen produzierenden Unternehmen bringt und wie die EFA sie u. a. mit ihrem Bilanzierungstool „ecocockpit“ auf dem Weg zu klimaschonenden Prozessen und Produkten unterstützt.
Wie die Treibhausgasbilanzierung in der Praxis Anwendung findet, um Einsparpotenziale zu identifizieren und konkrete Maßnahmen zu planen und umzusetzen, darüber informierte Matthias Klauke, Leiter Finanzen und Controlling der M.Busch GmbH & Co. KG aus Bestwig. Der Hersteller von Bremsscheiben, Bremstrommeln und Schwungrädern nutzte ecocockpit als Basis für die Investition in eine neue vollautomatische Fertigungslinie in der Gussbearbeitung, mit der das Unternehmen sowohl seine Energie- als auch Materialeffizienz erhöhen und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen senken konnte. Die Effizienz-Agentur NRW unterstützte das Projekt auch mit ihrer Finanzierungsberatung. Klauke lobte die Arbeit der EFA und forderte andere Unternehmen auf, auf die Expertise der Agentur zurückzugreifen: „Holen Sie sich die EFA-Berater ins Haus!“
Vortrag Matthias Klauke
"Berichte aus der Praxis – M. Busch GmbH & Co. KG"
In der abschließenden Podiumsdiskussion mit allen Impulsgebern äußerte Klauke seine Sorge über die zunehmenden Berichtspflichten für den Mittelstand und forderte eine größere Planungssicherheit von Seiten der Politik – gerade auch angesichts des internationalen Wettbewerbs. Gabriele Paßgang empfahl Unternehmen sich frühzeitig mit der Thematik zu beschäftigen und dabei das Wesentliche im Blick zu behalten.
In der Mittagspause boten vier Thementische den Teilnehmenden die Möglichkeit, außerhalb der Vorträge mit den Impulsgebern in den Dialog zu treten und individuelle Fragen zu klären.
Kreativ abgerundet wurde die Veranstaltung mit dem ersten Science Slam der EFA, in dessen Rahmen vier Wissenschaftler in jeweils zehn Minuten überraschende und augenzwinkernde Einblicke in ihre Forschungsarbeit – von der Gentechnik über Biokunststoffe bis zu Klimaneutralitätslabeln und der mikrobiellen Elektrosynthese – gaben. Zum Gewinner der Slams kürten die Zuschauer den Aachener Forscher David Spencer, der Pilzerkrankungen von Kulturpflanzen mit Gentechnik bekämpfen will.
Treibhausgasbilanzierung mit dem EFA-Tool ecocockpit
Das Onlinetool „ecocockpit“ der Effizienz-Agentur NRW ermöglicht es Unternehmen, kostenfrei in wenigen Schritten eine Treibhausgasbilanz zu erstellen. Hierbei lässt sich der Bilanzrahmen flexibel wählen und ermöglicht sowohl die Bilanzierung von Unternehmensstandorten als auch die Bilanz von Produkten oder Prozessen. Im besonderen Maße werden auch sog. Scope-3-Emissionen (z.B. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe) mitberücksichtigt, die mit 60 bis 80 Prozent oftmals den größten Anteil an den klimaschädlichen Emissionen ausmachen.
„Ob im B2B- oder B2C-Bereich – das Wissen über und die Anforderungen an Treibhausgasbilanzen wachsen stetig. Transparenz und Maßnahmen zur Senkung werden obligatorisch. Lassen Sie uns aus dem mehr an Aufwand Mehrwert für Sie generieren“, so Andreas Bauer-Niermann, Projektverantwortlicher ecocockpit der EFA.
Unternehmen, die bei der Anwendung des Bilanzierungstools Unterstützung wünschen, können das kostenfreie Schulungsangebot der Effizienz-Agentur NRW nutzen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.ecocockpit.de
Ansprechpartner
Effizienz-Agentur NRW
Andreas Bauer-Niermann
Tel. +49 203 378 79 – 325
aba@ efanrw.de
Artjom Hahn
Tel. +49 203 37879 – 41
aha@ efanrw.de