Die Industriegesellschaft hat jahrzehntelang unseren Wohlstand gesichert. Zugleich sind der Ressourcen- und Energieverbrauch sowie die Treibhausgassemissionen stark gestiegen. Nun gilt es mehr denn je, unseren Wohlstand vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Das erfordert sowohl die sparsame Verwendung von Ressourcen und lange Nutzung als auch die Wieder- und Weiternutzung von Rohstoffen, die sich bereits in der Nutzung befinden. Vor dem Hintergrund der Endlichkeit der genutzten Rohstoffe, insbesondere im Bereich der Metalle, ist eine Wiedernutzung von bereits in der Wirtschaft befindlichen Stoffen sogar zwingend erforderlich.
Daher ist zusätzlich zur Betrachtung des Ressourcenverbrauchs und der Rohstoffproduktivität die Menge an Ressourcen, die über das Recycling dem Wirtschaftskreislauf erhalten bleibt, eine essentielle Größe für die Bewertung der Ressourcennutzung. Das Recycling wird bisher über Recyclingquoten gemessen. Diese beziehen sich jedoch lediglich auf die Inputströme in Verwertungsanlagen. Auf europäischer Ebene wird derzeit eine neue Berechnungsmethodik umgesetzt, die sich auf die Outputströme der Verwertungsanlagen bezieht. Doch auch mit dieser Berechnungsmethode bilden Recyclingquoten nur die Qualität der Sammel- und Recyclinginfrastruktur ab, nicht aber die Qualität und Funktionsfähigkeit der Kreislaufwirtschaft und damit die Abfallhierarchie. Recyclingquoten sind eine wichtige Größe, sind aber in ihrer Aussagefähigkeit begrenzt. Recyclingquoten (stoffliche Verwertungsquoten) bilden derzeit die Sammelrate an potentiell recyclingfähigem Material ab und nicht die Rate an recyceltem Material (Output von Verwertungsanalysen) oder Material, das wieder dem Wirtschaftssystem zugeführt wird.
Um den Erfolg der Kreislaufwirtschaft realistisch zu messen, empfiehlt die Ressourcenkommission am Umweltbundesamt (KRU) eine Substitutionsquote einzuführen. Sie sollte die Material- bzw. Rohstoffmenge messen, die als Sekundärmaterial bzw. Sekundärrohstoff in die Produktion oder die Verarbeitung rückgeführt wird und dort Primärrohstoffe ersetzt. Außerdem sollte sie die Qualität des Recyclings berücksichtigen, so dass eine Aussage darüber getroffen werden kann, welches Primärmaterial mit welcher Funktion ersetzt wird. Zuletzt wäre die Substitutionsquote auf Ebene der einzelnen Materialien/Elemente auszuweisen - kurzfristig auf nationaler Ebene, langfristig auf produkt(gruppen)spezifischer Ebene.
Damit könnte die Frage beantwortet werden, wieviel rezykliertes Material wieder im Wirtschaftskreislauf ankommt und wie viel verloren geht oder in anderen Wirtschaftsräumen genutzt wird. Durch die Einführung einer Substitutionsquote wird auf politischer Ebene fassbar, wie recycelte Sekundärrohstoffe genutzt werden. Außerdem können Ziele für die Rückführung von Rohstoffen definiert werden.
Seit Juli 2013 unterstützt die Ressourcenkommission das Umweltbundesamt mit Vorschlägen zur Weiterentwicklung der Ressourceneffizienzpolitik. Das Gremium setzt sich aus Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zusammen. Die stellvertretende Leiterin der Effizienz-Agentur NRW, Dr. Julia R. Tschesche, ist Mitglied der Kommission.
Quelle: UBA