Herr Rippert, seit den 60er Jahren entwickelt und produziert Ihr Familienunternehmen Anlagentechnik. Erzählen Sie uns ein wenig über die Entwicklung Rippert und Ihre technologischen Schwerpunkte.
Beginnend als reiner Betrieb für Entstaubungstechnologie für die in den 60er und 70er Jahren in Ostwestfalen sehr starke Möbel- und Holzindustrie haben wir uns neben der stetigen Weiterentwicklung der Entstaubung im Laufe der Jahre hin zu einem Systemlieferanten für die Oberflächentechnik entwickelt. Angefangen bei einfachen Handlackierständen sind wir inzwischen Systemlieferant für nahezu alle Industriezweige. Aufgrund steigender Energiepreise und immer strengeren Umweltauflagen hat die Entwicklung und Fertigung von Anlagen mit möglichst geringem Energieverbrauch und minimalen Emissionen und Ressourcenverbrauch einen besonderen Schwerpunkt in unserem Handeln eingenommen.
Neue Technologien in die großtechnische Anwendung zu bringen, ist gerade für kleine und mittlere Unternehmen häufig mit Risiken behaftet. Wir wichtig sind Landes- und Bundesförderprogramme, um die Umsetzung zu unterstützen?
Wie nahezu überall ist es so, dass neuere Technologien oftmals mit höheren Investitionskosten verbunden sind. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen kann dies zunächst ein Hemmschuh sein, weshalb Fördermittel hier in vielen Fällen bei der Entscheidungsfindung für zukunftsfähige und wirtschaftliche Technologien hilfreich sind.
Nehmen Unternehmen aus Ihrer Sicht noch zu wenig bestehende Förderangebote in Anspruch? Und wenn ja, woran liegt das?
In vielen Fällen sind bei Kunden nicht alle zur Verfügung stehenden Fördermittel und entsprechende Antragsstellen bekannt. Aus diesem Grund haben wir intern inzwischen Kompetenzen aufgebaut, um im Falle von Neuinvestitionen unseren Kunden ein entsprechendes Beratungsangebot über bestehende Fördermöglichkeiten unterbreiten zu können. Aufgrund verschiedenster Programme auf Kreis-, Landes- und Bundesebene ist es für kleinere und mittelständische Unternehmen oftmals schwierig, sich einen Überblick zu verschaffen, da es nach unserem Kenntnisstand keine einheitlichen Informationsquellen gibt, in denen der Interessent gebündelte Informationen erhalten kann.
Herr Rippert, die Effizienz-Agentur NRW unterstützt mit ihrer Finanzierungsberatung Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen, die in innovative und ressourceneffiziente Technologien investieren möchten. Wie haben Sie die Arbeit der Agentur bisher wahrgenommen?
Wir haben die Unterstützung durch die Effizienz-Agentur NRW stets als sehr kompetent und engagiert wahrgenommen. Ohne die aktive Mitarbeit der EFA wäre es uns nicht möglich, die vielen verschiedenen Förderprogramme mit und für unsere Kunden zu bewerten und die Fördermittel auch zu beantragen.
Klimawandel, Erderwärmung, Umweltverschmutzung: Welchen Beitrag kann der deutsche Maschinenbau zur Lösung bzw. Abmilderung dieser Entwicklungen leisten?
In Deutschland entfallen ca. 75% des Primärenergieverbrauchs auf Produktionsbereiche; knapp 40% auf das produzierende Gewerbe. Es ist klar, dass hier einer der größten Hebel zur Bekämpfung der Herausforderungen Klimawandel, Erderwärmung und Umweltverschmutzung liegt. Wir sind überzeugt, dass modernste Anlagentechnologie – made in Germany - durch die Einsparung von CO2, Reduzierung von Abfällen, Reduzierung des Einsatzes von Lösemitteln etc. einen wichtigen Beitrag für die Erreichung der weltweiten Klimaziele leistet. Deutschland ist eine Exportnation und kann bei diesen Technologien weltweit Maßstäbe setzen.
Die Corona-Krise hat auch die deutsche Wirtschaft im Griff. Warum sollten Unternehmen gerade jetzt in innovative Anlagentechnik investieren?
Es wird auch eine Zeit nach Corona geben. Und wer sich jetzt gut darauf vorbereitet und sich nachhaltig positioniert, kann zukünftige Chancen auch schnell ergreifen.
Wo sehen Sie den deutschen Mittelstand in zehn Jahren? Welche Rolle wird eine Circular Economy, also die Kreislaufführung von Rohstoffen spielen?
Der deutsche Mittelstand war und wird auch in Zukunft das Rückgrat der deutschen Wirtschaft sein. Da über 90% der Unternehmen in Deutschland als KMU anzusehen sind, sehe ich hier massives Potenzial für die Circular Economy. Durch Verringerung von Ausschuss in möglichst vielen Produktionsschritten, den sparsamen Umgang mit allen Ressourcen (z.B. Wasser im Lackierprozess) oder aber auch den Einsatz von alternativen, umweltverträglicheren Rohstoffen, kann der Mittelstand einen enormen Beitrag leisten.
Herr Rippert, vielen Dank für das Gespräch