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Länderkonferenz zeigt Impulse für den Produktionsintegrierten Umweltschutz (PIUS) auf


Unter dem Motto "Gemeinsam zu mehr Innovation und Ressourceneffizienz" lud Hessen in Kooperation mit den Bundesländern Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz am 1. und 2. Juli zum fachlichen Austausch in die Räume der KFW-Bank in Frankfurt ein.

Der Hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir begrüßte die Teilnehmer und betonte die Bedeutung des Themas Ressourceneffizienz für die Hessische Landesregierung: "Lange Zeit hat man sich einseitig auf den Faktor Personalkosten konzentriert. In der Industrie überwiegen jedoch die Materialkosten. Ein effizienter Umgang mit Materialien, die Nutzung von Sekundärrohstoffen und das Schließen von Stoffkreisläufen gehören deshalb auf die Tagesordnung. Materialeffizienz verbessert die Wettbewerbsfähigkeit und schont gleichzeitig Klima und Umwelt."

Organisiert wurde die Konferenz von der Aktionslinie Hessen-Umwelttech der Wirtschafsentwicklungsgesellschaft Hessen Trade & Invest GmbH. Rund 150 Teilnehmer informierten sich am 1. und 2. Juli über aktuelle Entwicklungen und diskutierten das breite Spektrum an Ansatzpunkten, um zu einem sparsameren Umgang mit Ressourcen zu gelangen. "Neben einer Reduktion des Energie- und Materialverbrauchs und der Verringerung von Schadstoffemissionen geht es hierbei auch darum, wertvolle Stoffe zu recyceln oder durch weniger knappe Stoffe zu substituieren", erläutert Dr. Carsten Ott, Projektleiter der Aktionslinie Hessen-Umwelttech und Leiter der Abteilung Technologie & Zukunft bei der Hessen Trade & Invest GmbH.

Welche konkreten Maßnahmen möglich sind, stellte Professor Oliver Gutfleisch von der Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategien IWKS anhand des Beispiels Seltener Erden dar, die unter anderem für Magnete von Windräder dringend benötigt werden. Hier zeigt sich, dass die Energiewende auch eine Materialwende sein muss. 

Neue Technologien: Industrie 4.0, 3D-Druck und Co

In der Praxis sind Maßnahmen des Produktionsintegrierten Umweltschutzes nicht immer mit High-Tech-Lösungen verbunden. Häufig werden defekte Druckluftsysteme oder veraltete Heizsysteme modernisiert oder ausgetauscht. Parallel hierzu stellt sich jedoch die Frage, welche grundsätzlichen Änderungen in einem Unternehmen notwendig sind, um effizienter zu wirtschaften und welche Auswirkungen wirtschaftliche Entwicklungen auf den eigenen Markterfolg haben werden. Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung von Produktionsprozessen – als vierte Industrielle Revolution bekannt unter dem Schlagwort Industrie 4.0 –  wird einen großen Einfluss haben, ebenso wie der verstärkte Einsatz von 3-Druckern. Beide Ansätze ermöglichen eine flexible und individualisierte Produktion und können somit zur Schonung von Ressourcen beitragen. Weitere Potenziale ergeben sich aus dem Einsatz von biobasierten Werkstoffen und Nanomaterialien.  

Ressourceneffizienz im Betrieb und entlang der Wertschöpfungsketten

Neben den technischen Ansätzen diskutierten die Konferenzteilnehmer Fragen der praktischen Umsetzung. Ressourceneffizienz und vernetzte Produktion verlangen nach Integration von Know-how, Erfahrung und Kreativität aller Beteiligten. Dies gilt sowohl im Betrieb bei der Einbindung der Mitarbeiter als auch bei der Kooperation zwischen Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette.

Durch die Sensibilisierung von Mitarbeitern und die Kommunikation von Erfolgen lassen sich erhebliche Ressourceneinsparungen erzielen, zum einen da neben technischen Lösungen das Verhalten der Mitarbeiter vor Ort bei der Bedienung von Anlagen oder dem Umgang mit Abfällen entscheidend ist, zum anderen aber auch da im Rahmen von betrieblichen Vorschlagswesen neue Ideen entstehen. Noch größere Einsparpotenziale können erschlossen werden, wenn der Blick über die Betriebsgrenze hinaus gerichtet wird, insbesondere wenn es darum geht Reststoffe zu verwerten und Stoffkreisläufe zu schließen. 

Eco-Design und neue Geschäftsmodelle

Ein weiterer Fokus der Veranstaltung lag auf dem Thema Eco-Design und der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen. Die Ökodesign-Richtlinie der EU hat das Ziel, eine energieeffizientere und umweltgerechtere Gestaltung von Produkten sicherzustellen und bietet somit wichtige Leitplanken für ein ressourceneffizientes Wirtschaften. In der Praxis wird dies manchmal als bürokratische Bürde empfunden. "Dabei wird schnell vergessen, was Eco-Design eigentlich bedeutet: Die Entwicklung innovativer und zukunftsfähiger Produkte, die bereits heute die Anforderungen von morgen erfüllen und einen Beitrag zur langfristigen Unternehmenssicherung leisten", erklärte Dr. Udo Hermenau vom Beratungsunternehmen e-hoch-3. Eco-Design gehe somit über die rein umweltgerechte Optimierung von Produkten hinaus und integriere bereits bei der Produktentwicklung gleichberechtigt innovative, wirtschaftliche, nutzertechnische und marktrelevante Aspekte unter Berücksichtigung des gesamten Lebensweges. Somit stellt Eco-Design den umfassendsten Ansatz für Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft dar, bei dem nicht nur das Produktionsverfahren, sondern das Produkt selbst optimiert wird.

Die PIUS-Länderkonferenz-Reihe wurden 2002 von der Effizienz-Agentur NRW ins Leben gerufen als länderübergreifende Plattform für das Thema Produktionsintegrierter Umweltschutz.  

Quelle: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung