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Interview mit Udo Overath, Geschäftsführer der Overath SLM GmbH


Von der Holzwolle über konstruktive Mehrwegverpackung zu neuartigen Fertigungsverfahren – Die Overath GmbH aus Lohmar zeichnet sich seit Jahrzehnten durch ihre Innovationsfähigkeit aus. Das Tochterunternehmern Overath SLM entwickelt und fertigt Werkzeuge für die Serienproduktion von Formteilen in der Partikelschaumindustrie. Durch eine selbstentwickelte neuartige 3D-Drucktechnik auf Basis des selektiven Laserschmelzens kann die Overath SLM bei der Werkzeugfertigung heute das Gewicht ihrer Produkte reduzieren und Material einsparen. Außerdem wird Edelstahl anstelle von energieintensiv hergestelltem Aluminium eingesetzt. Unterstützt wurde die Umsetzung durch die Finanzierungsberatung der Effizienz-Agentur NRW. Für dieses ressourceneffiziente Verfahren erhielt das Unternehmen jetzt den diesjährigen Energy Efficiency Award der Deutschen Energie-Agentur (dena). Wir sprachen mit dem Inhaber und Geschäftsführer Udo Overath über das prämierte Verfahren, die Verankerung von Innovationsgeist in der Unternehmenskultur und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Unternehmen.

Udo Overath, Inhaber und Geschäftsführer der Overath SLM GmbH.

Herr Overath, herzlichen Glückwunsch zum Energy Efficiency Award 2020 in der Kategorie "Think big! Komplexe Energieeffizienzprojekte"! Über 140 Unternehmen waren dieses Jahr dem Aufruf der dena gefolgt und hatten ihre Projekte in vier verschiedenen Kategorien eingereicht. Welchen Stellenwert hat dieser renommierte Preis für Sie persönlich und Ihr Unternehmen?

Persönlich freue ich mich natürlich sehr. Für unser Unternehmen ist die Ehrung durch eine so kompetente Institution sicherlich als Würdigung unserer Anstrengungen der letzten Jahre zu sehen. Auch darüber freuen wir uns. Zudem erhoffen wir uns, durch diese Auszeichnung auch ein wenig mehr Vertrauen von Seiten möglicher Anwender in diese doch komplett neue Werkzeugtechnik zu gewinnen.

Sie haben den Preis für eine selbstentwickelte neuartige Technik zur Werkzeugproduktion durch additive Fertigung erhalten, die besonders material- und energieeffizient ist. Wodurch zeichnet sich diese Technik gegenüber gängigen Verfahren aus?

Additive Fertigung ist ein hervorragendes Verfahren, um komplexe, sonst nicht machbare Bauteile herzustellen. Unsere neuen Werkzeuge zeichnen sich durch einen hohlkammerartigen Aufbau der Kavitäten aus. Dabei werden direkt die benötigten Düsen für die Bedampfung mitgedruckt, ebenso wie die Anschlüsse für die Medienversorgung. Zudem sind wir in der Lage, nahezu jede gewünschte Oberflächenstruktur in den Formnestern abzubilden. 

Darüber hinaus substituieren wir für den Werkzeug-Grundkörper energieintensiv hergestelltes Aluminium durch Edelstahl, was nicht nur die Energiebilanz verbessert, sondern auch die Festigkeit der Werkzeuge erhöht. Zusätzlich wird durch den konstruktiven Aufbau des Werkzeugs in Leichtbauweise ca. 80 % der konventionell eingesetzten Werkzeugmasse eingespart. Die Massen- und Gewichtsreduzierungen führen dazu, dass bei der Nutzung des Werkzeugs im Formteilprozess entsprechend weniger Energie zum Aufheizen des Werkzeugs auf Prozesstemperatur eingesetzt werden muss.

Herr Overath, inwieweit unterstützte Sie die Effizienz-Agentur NRW bei der Realisierung des Projekts?

Wir fühlen uns durch die Effizienz-Agentur NRW wirklich sehr kompetent beraten und absolut hilfreich in allen Prozessen unterstützt. Durch ihre Unterstützung wurden wir auf Förderprogramme des Bundes aufmerksam. Auch half uns die EFA bei der erfolgreichen Antragserstellung und der folgenden Abwicklung des administrativen Teils der Förderprogramme. Sie konnte uns genau da helfen, wo wir alleine nicht weiterkamen. 

Welchen Stellenwert hat das Thema Ressourceneffizienz in Ihrem Unternehmen?

Wir sehen das aus zwei Perspektiven. Effizienter Umgang mit Ressourcen heißt immer auch Einsparung der Ressourcen. Das sind dann immer auch Kostenreduzierungen, die wiederum Wettbewerbsvorteile bringen. Zum anderen bedeutet Energieeffizienz fast automatisch nachhaltiges, umweltorientiertes Handeln. Wir haben mit unserer (jetzt) ausgezeichneten Technik bewiesen, dass Ökologie und Ökonomie durchaus auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen sind.

Wie wichtig ist Innovationsgeist bzw. Innovationsfähigkeit für Ihr Selbstverständnis als Unternehmen? 

In Zeiten der Globalisierung und der Digitalisierung, wo Wissen für Jedermann im Internet abrufbereit ist, wird es immer schwerer, im internationalen Vergleich bestehen zu können. Innovationen sind daher unerlässlich, um langfristig erfolgreich zu sein. Um Innovationen zu kreieren, ob in Produkten oder in Prozessen, bedarf es einer gewissen Freiheit im Denken und einer Systematik in der Umsetzung. Die permanente Verbesserung in allen Bereichen ist Grundlage unseres Alltags.

Gerade jetzt in der Corona-Pandemie können innovative Lösungen zu wichtigen Wachstumstreibern werden. Wie hat die Overath GmbH auf die Krise reagiert?

Wir mussten uns keine neuen Produkte einfallen lassen, die hatten wir schon. Allerdings sind wir abhängig von dem Verhalten unseres Umfelds. Und da ist derzeit wenig Optimismus zu erkennen. Die aktuelle Krise und deren Auswirkungen sind leider nicht planbar. 

Eine letzte Frage: Wie wird es auch Ihrer Sicht nach der Krise weitergehen? Glauben Sie, dass Themen wie Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit einen größeren Stellenwert in der Wirtschaft haben werden? Oder werden sie aufgrund der aktuellen Krise eher ins Hintertreffen geraten?

Auch diese Krise ist irgendwann vorbei. Fragt sich nur wann. Und unabhängig von Corona werden Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit in jedem Fall eine immer wichtigere Rolle spielen. Da läuft uns allen die Zeit weg. Unsere Innovationen sind getrieben von diesen beiden Themen. Deshalb gehen wir davon aus, dass wir vor diesem Hintergrund unsere Märkte vom Einsatz unserer neuen Double-Action-Technologie überzeugen können.

Herr Overath, vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Thomas Splett, Pressesprecher der Effizienz-Agentur NRW.

Den Film zum Projekt gibt es auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=0Kqmy-Fg8Qo