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Interview mit Marcus Lodde, Leiter Geschäftsfeld Finanzierung der Effizienz-Agentur NRW


Die Corona-Krise trifft die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen hart. Viele Unternehmen haben Fragen zur Finanzierung und zu laufenden Förderprojekten. Wir sprachen mit Marcus Lodde, Leiter Geschäftsfeld Finanzierung der Effizienz-Agentur NRW, über die Auswirkungen der Krise auf die Investitionsbereitschaft kleiner und mittlerer Betriebe, welche Fragen Firmen zurzeit besonders auf den Nägeln brennen, die Hilfspakete von Bund und Ländern und warum es gerade jetzt sinnvoll ist, in Ressourceneffizienz-Maßnahmen zu investieren.

Marcus Lodde: "Die langjährige gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Fördermittegebern und Banken kommt uns und damit auch unseren Kunden in der Krise zugute". Foto: EFA

Herr Lodde, die Corona-Krise zwingt weite Teile der Wirtschaft zum Stillstand. Wie nehmen Sie die Situation aus Sicht der Finanzierungsberatung wahr? Drosseln oder stoppen die meisten Unternehmen momentan ihre Investitionen?

Obwohl wir zurzeit kaum Vorort-Termine wahrnehmen können, finden trotzdem viele Akquisegespräche statt, fast ausschließlich über Telefon oder Videokonferenzen. Dieses Neugeschäft wird aktuell vor allem über Multiplikatoren der EFA vermittelt, d.h. Unternehmen fragen wegen Fördermöglichkeiten bei Banken, Wirtschaftsförderungen, Beratern etc. an und werden an die EFA weiter vermittelt. In einigen Branchen wie z.B. bei Automobilzulieferbetrieben geht die Investitionsneigung aber deutlich zurück oder stoppt sogar.

Mit welchen Fragen kommen die Betriebe zurzeit auf Sie zu?

Vor dem Hintergrund der attraktiven Zuschussförderung im Bereich Energieeffizienz erreichen uns nach wie vor viele Investitionsanfragen zur energetischen Optimierung von Prozessen und den damit verbundenen Ressourceneinsparungen. Zunehmend stehen auch Innovationsthemen zu ersten großtechnischen Anwendungen ressourceneffizienter Verfahren im Fokus der Unternehmen.

Zentrales Thema bei den Zuwendungsempfängern sind aktuell die auslaufenden Bewilligungszeiträume, die aufgrund der Corona-Maßnahmen für die Unternehmen oft nicht einzuhalten sind. So stocken Maßnahmen wegen Kurzarbeit oder weil z.B. bestellte, benötigte Maschinenteile o.ä. nicht rechtzeig an die Unternehmen geliefert werden.

Wie unterstützt die Finanzierungsberatung der EFA Unternehmen konkret in der Krise?

Neben unseren Online-Beratungen planen wir für Ende Mai Webinare im Bereich Finanzierung, um Unternehmen gezielt über Zuschussmöglichkeiten im Themenfeld Ressourceneffizienz informieren zu können. Zudem unterstützen wir unsere Bestandskunden darin, Bewilligungszeiträume zu verlängern, um Zuwendungen nicht zu verlieren.

Die Finanzierungsberatung der EFA arbeitet seit vielen Jahren eng mit Fördermittelgebern und Banken zusammen. Wie wirkt sich hier die Krise aus?

Die langjährige gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Fördermittegebern und Banken kommt uns und damit auch unseren Kunden in der Krise zugute. Die Förderinstitute und Projektträger stehen für einen schnellen Austausch zur Verfügung und die Banken nutzen weiterhin unsere Expertise in den Themenfeldern Ressourceneffizienz und Beihilferegime.

Staat und Länder reagieren auf die Pandemie mit kurzfristigen Hilfskrediten. Vor kurzem lief z. B. der KfW-Schnellkredit an. Wie nehmen die Unternehmen aus Ihrer Sicht die Angebote an? Und wo gibt es noch Probleme?

Der KfW-Schnellkredit ist besonders auf Firmen und Betriebe ab zehn Mitarbeitern zugeschnitten, die mindestens seit dem 1. Januar 2019 am Markt aktiv gewesen sind.  Das Unternehmen darf zum 31. Dezember 2019 nicht in Schwierigkeiten gewesen sein und muss zu diesem Zeitpunkt geordnete wirtschaftliche Verhältnisse aufweisen. Durch die Beantragungen bei der Hausbank ohne weitere Risikoprüfung erreicht diese Hilfe schnell die Unternehmen und hilft so mit, die schweren Auswirkungen der Corona-Pandemie zu lindern.

Ich glaube, dass es sich hier um ein nahezu zielgenaues Angebot handelt, das viele Unternehmen nutzen werden. Für Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern gibt es aber keine Alternativangebote, sodass diese in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sind, obwohl Sie ein funktionierendes Geschäftsmodell haben.

Wichtig für die Firmen wird es sein, dass sich in absehbarer Zeit entsprechende Lockerungen bei den Pandemiebeschränkungen einstellen werden, denn ein Darlehen kann nur zurückgezahlt werden, wenn Umsätze generiert werden.

Kann diese Zeit des Stillstands der richtige Moment sein, um in Ressourceneffizienz-Maßnahmen zu investieren? Und wenn ja, warum?

Ich meine ja! Die Zeit des Stillstands ermöglicht es Unternehmen, Prozesse und Abläufe neu zu überdenken und optimaler zu gestalten. Externe Beratung kann dabei unterstützen, Wege zu hinterfragen und daraus ableitend organisatorische oder investive Maßnahmen umzusetzen. Betriebliche Ressourceneffizienzmaßnahmen tragen dazu bei, dass die Material- und Energiekosten im Unternehmen sinken. Damit steigt auch die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

Wir wird es aus Sicht der Finanzierungsberatung nach der Krise weitergehen? Ein „Weiter wie bisher“ scheint auch in der Finanz- und Förderlandschaft eher unwahrscheinlich.

Ich erwarte kein  „Weiter so“ in der Finanz- und Förderlandschaft. Die Politik ist hier gefordert, neue Förderanreize und Rahmenbedingungen zu setzen, damit ein nachhaltiger und digitaler Wandel in der Wirtschaft gestaltet werden kann.

Herr Lodde, vielen Dank für das Gespräch.