Frau Venhues, die Effizienz-Agentur NRW unterstützt als Fachpartnerin seit vielen Jahren den Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zum Thema Ressourceneffizienz. Was war ausschlaggebend für die Entscheidung, das neue Geschäftsfeld „Entwicklung und Kooperationen“ ins Leben zu rufen?
Die Herausforderungen für produzierende Unternehmen werden immer komplexer – sei es die digitale Transformation, der Weg hin zu einer treibhausgasneutralen Wirtschaftsweise oder seien es Ansätze hin zu einer Circular Economy. Hier ist es zum einen wichtig, Entwicklungen im eigenen Betrieb voranzutreiben, zum anderen können hier Kooperationen mit weiteren Unternehmen und der Wissenschaft helfen, die gegenwärtig komplexen Fragestellungen gemeinsam anzugehen. Gerade das Thema Circular Economy – als ein volkswirtschaftliches Modell oder gesellschaftlicher Vertrag – braucht verstärkt übergreifende, kooperierende Lösungsansätze. Und genau hierbei will die EFA mit dem Geschäftsfeld „Entwicklung und Kooperationen“ Angebote schaffen und ihre bisherigen Aktivitäten bündeln.
Welche Zielgruppen hat das neue Geschäftsfeld?
Neben produzierenden Unternehmen, welche die aktuellen Herausforderungen mitbringen, möchten wir in diesem Geschäftsfeld auch Forschungseinrichtungen und Hochschulen, Wirtschaftsverbände und -kammern sowie dienstleistende Experten ansprechen.
Wie sehen die konkreten Angebote aus?
Wir als Effizienz-Agentur NRW unterstützen bei der Initiierung und Entwicklung von Projektideen mit kooperativem Verbundcharakter. Wir helfen bei der Suche nach den richtigen Partner*innen, coachen während der Projektlaufzeit mit unserer fachlichen Expertise und transferieren die entwickelten Ergebnisse in unser Netzwerk aus Industrie und Handwerk.
Gemeinsam ist man stärker: Die Effizienz-Agentur NRW hat in den vergangenen 20 Jahren ein großes Netzwerk in Wirtschaft und Wissenschaft aufgebaut. Wie können Unternehmen, aber auch Forschungseinrichtungen davon profitieren?
Unser Netzwerk aus Unternehmen in Industrie und Handwerk, Beratungsunternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen und regionalen Partner*innen spielt wirklich eine sehr große Rolle für das neue Geschäftsfeld. Es ist unser Anliegen, Synergien aus diesem Netzwerk zu nutzen und die richtigen Personen miteinander zu vernetzen. So können wir gemeinsam gute Ansätze und Lösungen für die Transformation hier in NRW erarbeiten und gemeinsam umsetzen.
Welche Transferleistung kann durch die EFA erfolgen und welche konkrete Fachexpertise bringt die EFA mit in die Kooperationsprojekte?
Einerseits bringen wir durch unsere langjährige Projekterfahrung mit produzierenden Unternehmen in zahlreichen Branchen hier in NRW das nötige Verständnis mit, wie (wissenschaftlich) entwickelte Erkenntnisse in praxistaugliche Angebote für den Mittelstand umgewandelt werden können. Darüber hinaus nutzen wir unsere Erfahrung an der Schnittstelle zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, um politische Rahmenbedingungen und Regulierungen – wie z. B. die Umsetzung von Maßnahmen aus dem Circular Economy Action Plan der europäischen Kommission – in Angebote und Unterstützung für die Wirtschaft zu übersetzten. Fachwissen in den Bereichen Circular Economy, ecodesign, Ressourceneffizienz 4.0 und im Thema Treibhausgasbilanzierung runden unsere Expertise ab.
Die Effizienz-Agentur NRW ist als Fachpartnerin in viele Verbundvorhaben eingebunden. Können Sie aktuelle Beispiele nennen?
Zusammen mit dem Prosperkolleg, der Hochschule Ruhr West aus Bottrop und 15 Unternehmen initiierte die EFA beispielsweise eine Fachworkshop-Reihe „Nachhaltige Verpackungen in der Wertschöpfungskette Ernährungswirtschaft“. Im Fokus des Fachnetzwerks stand die Analyse verschiedener Verpackungsmöglichkeiten hinsichtlich von Nachhaltigkeitsaspekten. Als konkretes Ergebnis ist daraus eine Bewertungsmatrix zum ganzheitlichen Vergleich von zwei Verpackungsalternativen entstanden. Mit diesem Bewertungsverfahren kann auf die wesentlichen Indikatoren fokussiert werden. Dadurch wird Transparenz in Bezug auf Nachhaltigkeitskriterien geschaffen sowie eine Dokumentation der Entscheidungsfindung ermöglicht. Hier ist also aus einem Unternehmensnetzwerk - am Bedarf der Wirtschaft orientiert - ein ganz konkretes Angebot entstanden, welches von Unternehmen in NRW und darüber hinaus in Kürze genutzt werden kann.
Ein weiteres Verbundprojekt mit fachlicher Unterstützung der EFA ist das von der Interreg Euregio Maas-Rhein geförderte Projekt „From Waste 2 Profit“. Im Rahmen des Projekts sollen kleine und mittelständische Unternehmen Lösungsansätze erarbeiten, wie ihre Rest- und Nebenprodukte weiter oder wieder nutzbar gemacht werden können. From Waste 2 Profit will auch als eine Art Kontaktbörse für Unternehmen fungieren. Hier können Unternehmen Abfallströme vergleichen und matchen, denn der Abfallstrom eines Unternehmens kann eine Ressource für ein anderes sein. Kooperationspartner sind hier u.a. POM Limburg und die Zenit GmbH aus Mülheim.
Wir freuen uns auf weitere spannende Kooperationsprojekte, in denen wir gemeinsam den Weg in Richtung einer treibhausgasneutralen Circular Economy gehen werden.
Frau Venhues, vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Informationen zum neuen EFA-Geschäftsfeld "Entwicklung und Kooperationen" finden Sie HIER>