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"Förderprogramme belohnen Unternehmen, die innovativ sind!"


Interview mit Marc Zinkler, Braumeister und Betriebsleiter der Privatbrauerei Moritz Fiege.

 

Mit einer innovativen Waschmaschine für Bügelverschlussflaschen spart die Traditionsbrauerei Moritz Fiege seit 2020 Wasser und Energie ein und verbesserte ihre Prozesseffizienz. Die Anlage setzte einen neuen Standard für die Branche. Gefördert wurde die Waschmaschine mit einem Zuschuss aus dem Umweltinnovationsprogramm (UIP) des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Bei der Antragsstellung und Projektabwicklung standen dem Bochumer Mittelständler die Finanzierungsexperten der Effizienz-Agentur NRW zur Seite.

Marc Zinkler, Braumeister und Betriebsleiter der Privatbrauerei Moritz Fiege, im Gespräch mit der EFA.

Ende Mai besuchten Fachgutachter des Umweltbundesamtes die Brauerei, um sich persönlich ein Bild von der erfolgreichen Umsetzung zu machen. Ein Fazit der Visite: Der reibungslose Ablauf des Förderprojekts ist nicht zuletzt auf die gute Zusammenarbeit mit der EFA-Finanzierungsberatung zurückzuführen.

Der Besuch ist ein guter Grund, um mit dem Braumeister und Betriebsleiter Marc Zinkler den Projektablauf noch einmal Revue passieren zu lassen, über erreichte Erfolge zu sprechen und zukünftige Ziele und Herausforderungen für die Brauerei zu thematisieren:

Herr Zinkler, bitte erläutern Sie uns kurz, was das Innovative an der bei Moritz Fiege realisierten Flaschenwaschmaschine ist?

Das Besondere ist die enge und kompakte Bauweise der Maschine. Neue Maschinen sind meist größer als deren Vorgänger. Diese kompakte Bauweise hat mehrere Vorteile für uns. Die neue Flaschenwaschmaschine kann so ohne Probleme in eine bestehende Abfülllinie integriert werden. Auch können weitere energie- und ressourcenschonende Systeme eingebaut werden. Die Innovation war die definierte, sichere Position der Flasche an kritischen Positionen in der Zelle. Trotz der geringen Größe können sich Bügelflaschen nicht in der Maschine verklemmen.
 

Was waren für Ihr Unternehmen die Gründe, das Projekt anzugehen?

Eine Flaschenwaschmaschine ist die Maschine in einer Abfülllinie, die ein hohes mikrobiologisches Risiko verursacht, wenn die Maschine die Flasche nicht richtig reinigt. Sie ist die Maschine mit den höchsten Medien- und Energieverbrauch in der gesamten Abfülllinie und verursacht in der Regel die höchsten Kosten für Instandhaltung und Hilfs- & Betriebsstoffe in der Abfülllinie. Die Reinigung von Bügelflaschen ist ein noch aufwendigerer Prozess, der viele Ressourcen wie Wasser, Dampf, aber auch Mitarbeiter*innen benötigt. Wie oben aufgeführt, wirkt sich der Reinigungsprozess maßgeblich auf die Qualität, die Umwelt, die Kosten und das Arbeitsumfeld der Mitarbeitenden aus. Von daher war die Entwicklung und Realisierung der neuen Flaschenwaschmaschine für uns ein Schlüsselprojekt. Da es am Markt keine nachhaltige Lösung gab, mussten wir diese selbst schaffen.
 

Wie kam der Kontakt mit der Finanzierungsberatung der Effizienz-Agentur NRW zustande?

Die Kontakte zur EFA bestehen schon seit über 20 Jahren. Die Zusammenarbeit ist geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und absolutem Vertrauen.
 

Warum haben Sie sich für eine Antragsstellung im Umweltinnovationsprogramm entschieden?

Für eine solche Maschine gab es einfach kein Standard-Förderverfahren. Das UIP war das flexibelste, aber auch anspruchsvollste Förderprogramm für uns als Antragsteller.
 

Wie hat die EFA Sie konkret unterstützt?

Ohne die EFA hätten wir uns gar nicht an ein solches Förderverfahren gewagt. Die Hilfestellung war erstklassig. Dennoch war es viel Arbeit, sich in die Welt der Förderung einzudenken.
 

2020 ging die neue Anlage in Betrieb. Welche Einsparungen konnten erzielt werden?

Die neue Anlage ist so gut, dass sie es mit einer guten konventionellen Flaschenwaschmaschine für die viel einfacher zu reinigenden Kronenkorkenflaschen locker aufnehmen kann. Bezogen auf die Altanlage sind daher die Einsparungen immens:
Neben der erzielten Wassereinsparung (ca. 460 ml pro 0,5 l Flasche) und einer Energiereduzierung (ca. 19,14 Wh pro 0,5 l Flasche) konnten wir den Wirkungsgrad der Gesamtanlage um ca. 4 Prozent (0,5 l Flasche) bzw. 12 Prozent (0,33 l Flasche) steigern. Auch der Wartungsaufwand für die Maschine sank gegenüber der Altanlage. Ebenfalls reduzierte sich der Verbrauch an Korb-Zellen, in denen die Flaschen transportiert werden, um 3.540 Stück pro Jahr.
Die positiven Ergebnisse bestätigen das hohe Effizienzpotenzial der neuartigen Flaschenwaschmaschine.  


Wie wurde die neue Anlage in der Branche wahrgenommen?

Die Waschmaschine wurde sehr gut in der Branche wahrgenommen. Wir sind von vielen Kollegen darauf angesprochen worden. In der Zwischenzeit wurde die Anlage schon mehrfach von anderen Brauereien gekauft. Gerade für Mittelständler, die eine Ersatzmaschine und nicht sofort eine komplett neue Fülllinie erwerben wollen, ist die Maschine ideal. Sie passt in die bestehenden Linien und spart eine Menge Geld und Ressourcen.
 

Würden Sie die Finanzierungsberatung der EFA weiterempfehlen?

Wir würden die Finanzierungsberatung jederzeit weiterempfehlen.
 

Ressourcenschonung und Klimaschutz sind auch in der Brauindustrie wichtige Ziele. Was haben Sie nach der Förderung, die 2020 abgeschlossen wurde, an weiteren Projekten umgesetzt? Welche Themen stehen aktuell auf Ihrer Agenda?

In unserer Branche gibt es ein Motto: „Wer nicht mehr baut, der bald nicht mehr braut!“ Von daher haben wir einige weitere neue Projekte – auch mit Unterstützung der EFA – erfolgreich umgesetzt wie z.B. eine Luftsolartrocknung oder eine Luftwärmerückgewinnung sowie hocheffiziente Kompressoren.
 

Planen Sie zurzeit neue ressourcenschonende Maßnahmen?

Zurzeit beschäftigen wir uns mit der Energiewende, um vom klassischen Prozessdampf wegzukommen. Dabei setzen wir einen Schwerpunkt auf die Rückgewinnung und Speicherung von Energien. Grundsätzlich müssen wir die Prozesstemperaturen und Zustände einmal neu überdenken.
 

Welche Rolle spielen Förderprogramme, wenn Sie heute neue Projekte planen?

Förderprogramme spielen eine maßgebliche Rolle, weil die Umsatzrendite in unserer Branche, im Mittelstand einfach sehr niedrig ist. Nach drei heftigen Krisen – Suezkanal, Covid 19 und Ukraine Krieg –, die jeweils die Branche voll getroffen haben, kann ein Unternehmen jeden Euro extra gut gebrauchen.
 

Welchen Stellenwert haben aus Ihrer Sicht Förderprogramme wie das UIP für den produzierenden Mittelstand?

Sie belohnen Unternehmen, die bereit sind, innovativ zu sein und eine Branche bzw. das Land wirklich weiterzubringen. Die schlimmsten Risiken dabei puffert diese Förderprogramme ab. Ein Unternehmen sollte aber absolut davon überzeugt und sicher sein, was es da umsetzt.
 

Wie stellen Sie sich die Brauerei der Zukunft vor?

Eine energieintensive Branche wie die Brauindustrie steht am Scheideweg der Wirtschaftlichkeit, wenn sie nicht den gesamten CO2-Footprint bei ihren Entscheidungen bzw. Strategien berücksichtigt. Die bisherigen Prozesse müssen auf die sinnvolle Nutzung von neuen Technologien ausgerichtet werden.
 

Herr Zinkler, vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen zur umgesetzten Flaschenwaschmaschine finden Sie hier:

https://www.ressourceneffizienz.de/praxis/best-practice-datenbank/privatbrauerei-moritz-fiege

https://www.ressourceneffizienz.de/leistung/pius-finanzierung/uip-umweltinnovationsprogramm