Dr. Julia R. Tschesche, stellvertretende Leiterin der Effizienz-Agentur NRW, eröffnete die Veranstaltung und sprach über die Herausforderungen und Chancen der ökologischen Transformation im Handel. Sie betonte die zentrale Rolle des Handels an der Schnittstelle zwischen Produzenten und Konsumenten und wies darauf hin, wie wichtig die Branche für den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und für die Weichenstellung der Wirtschaft in Richtung Circular Economy ist.
Der ressourcenschonende Handel stellt Unternehmen vor vielfältige Herausforderungen, da er sowohl nachhaltige Praktiken als auch innovative Geschäftsmodelle und Technologien erfordert, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Der folgende Vortrag von Daniela Derißen, Finanzierungsberaterin der Effizienz-Agentur NRW, lieferte wertvolle Einblicke in diese Herausforderungen und zeigte auf, wie die Effizienz-Agentur NRW mit ihrem Beratungsangebot den Handel dabei unterstützt, ressourcenschonende Lösungen zu implementieren und wirtschaftlichen Erfolg zu sichern.
Dabei hob Derißen hervor, wie wichtig es für den Handel sei, Transparenz in der Lieferkette zu schaffen und in den Dialog mit Partnern zu treten. Ansatzpunkte seien gemeinsame Maßnahmen, die die Nachhaltigkeit über Lieferketten hinweg sicherstellen, einen ressourcenschonenden Produktlebenszyklus fördern und Transportemissionen senken. Auch betonte sie, dass Handelsunternehmen die Schlüsselrolle zukommt, um Verbraucher für einen nachhaltigen Konsum zu sensibilisieren.
Bedeutung von Second-Life-Marktplätzen nimmt zu
Philipp Heldt, Referent für Ressourcenschutz der Verbraucherzentrale NRW, hielt einen aufschlussreichen Vortrag über den „Konsum der Zukunft“. Er verdeutlichte, dass der Klimawandel reale und greifbare Auswirkungen auf unser Konsumverhalten haben muss. Auch sprach er über die Notwendigkeit, dass nachhaltige Konsumoptionen für Verbraucher leichter erkennbar und einfach nutzbar sein müssen, und wies darauf hin, dass der geringe Preis neuer Produkte oft die wahren ökologischen und sozialen Kosten nicht widerspiegelt. Heldt forderte eine „Demokratisierung der Wirtschaft“ und mehr Verantwortlichkeit seitens der Hersteller und Händler. Zudem beleuchtete er Megatrends wie Leihkonzepte und Repair Cafés und wies auf die wachsende Bedeutung von Second-Life-Marktplätzen hin.
Julia Frings, Projektmanagerin des ECC Köln, präsentierte anschließend Erkenntnisse über „Nachhaltigkeit im Einkauf aus Konsumenten- und Beschaffersicht“. Sie stellte fest, dass die aktuelle Wirtschaftslage, geprägt von Onlinehandelsschwäche, Inflation und Konsumzurückhaltung, das Thema Nachhaltigkeit in der Branche auf den ersten Blick in den Hintergrund zu drängen scheint. Dies stützen auch aktuelle Zahlen des Instituts für Handelsforschung Köln, wonach im B2B-Bereich Nachhaltigkeit nur eine geringe Rolle bei der Beschaffung spielt. „Gerade jüngere Konsumenten treiben aber den Trend zur Nachhaltigkeit voran“, so Frings. Mittelfristig werde das Thema Nachhaltigkeit deshalb für Großhändler und Hersteller immer relevanter und zum deutlichen Wettbewerbsfaktor werden. Frings identifizierte dabei drei wichtige Entwicklungen für den Handel: Kaufverzicht, Reduce (Second Hand) und Reparaturangebote.
„Wir müssen den Endverbraucher überzeugen, nicht missionieren“
Einblicke in die praktischen Aspekte der unternehmerischen Nachhaltigkeit gab Michael Gliss, Geschäftsführer der GLISS® Caffee GmbH & Co. KG aus Köln. Der Familienbetrieb lässt seinen Kaffee in einer der ältesten Bio-Röstereien Deutschlands rösten und vertreibt diesen seit über 20 Jahren erfolgreich.
Gliss erklärte, wie sein Unternehmen u. a. durch innovative Ideen wie den Einsatz von Kaffeekapseln aus Holz aktiv zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt. Gliss betonte: „Wir müssen den Endverbraucher überzeugen und nicht missionieren, um nachhaltigen Konsum zu fördern.“ Der Kölner Unternehmer setzt weiter auf ressourcenschonende Ideen, so plant er den emissionsfreien Kaffeetransport mit Segelfrachtern und arbeitet an Produkten aus Kaffeeröstabfällen. Mehr zu den Nachhaltigkeitsaktivitäten von GLISS® Caffee erfahren Sie in unserem aktuellen Podcast zum Thema „Handel & Konsum“ (Link).
Nachhaltigere Verpackungen helfen das Klima zu schonen und befriedigen eine wachsende Nachfrage. Mit der Bewertungsmatrix für Verpackungen hat die Effizienz-Agentur NRW gemeinsam mit dem Forschungsprojekt Prosperkolleg ein Werkzeug entwickelt, mit dem Unternehmen transparent und strategisch nachhaltige Verpackungsalternativen prüfen können. Wie Unternehmen davon profitieren können, darüber sprach Jessika Kunsleben, Projektverantwortliche „Handel & Konsum“ der Effizienz-Agentur NRW.
In einer abschließenden Podiumsdiskussion wurde der große Diskussionsbedarf der Teilnehmenden deutlich. Daniela Derißen von der Effizienz-Agentur NRW, betonte, dass Regulatorik von Unternehmen als Chance gesehen werden sollte, und Michael Gliss appellierte an die Selbstverpflichtung der Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit.
Die Veranstaltung „Handel & Konsum“ im Haus der Technik war eine erfolgreiche Premiere für die Effizienz-Agentur NRW. „Der Handel hat eine große Wirkungsmacht, wenn es um die Weichenstellung in Richtung Ressourcenschonung und Circular Economy geht“, betonte Dr. Tschesche. „Die EFA plant deshalb weitere Veranstaltungen zu diesem Thema und bietet Handelsunternehmen mit ihrem Beratungsangebot konkrete Unterstützung an.“
Weitere Informationen und Details zum EFA-Angebot rund um das Thema "Handel & Konsum" finden Sie HIER.