Die Effizienz-Agentur NRW hat seit ihrer Gründung 1998 durch das NRW-Umweltministerium immer wieder Trends und Entwicklungen aufgenommen und Lösungen für mehr Ressourceneffizienz für den Mittelstand entwickelt und umgesetzt. Stand zu Beginn der produktionsintegrierte Umweltschutz mit dem Blick auf Verbesserungspotenziale in der Produktion im Fokus, geht es heute um den ganzheitlichen Ansatz der Ressourceneffizienz mit Angeboten zur Treibhausgas-Bilanzierung, zum Circular Design von Produkten bis hin zu Geschäftsmodellen und zur Nutzung der Digitalisierung von Prozessen für ein rohstoff- und umweltschonendes Wirtschaften.
Um diese Angebote besser in die Regionen NRWs mit ihren spezifischen Gegebenheiten und unterschiedlichen Branchenschwerpunkten zu platzieren, richtete die EFA seit 2002 insgesamt acht Regionalbüros in NRW ein. Die ersten vier in Aachen, Bielefeld, Münster und Siegen nahmen vor zwei Jahrzehnten ihre Arbeit auf.
Regionalbüro Siegen
Den Anfang der Jubiläumsfeiern machte am 24. November das EFA-Regionalbüro Siegen. Rund 40 Gäste waren ins Technikmuseum Freudenberg gekommen. Seit Eröffnung des Büros vertritt Markus Schumacher die EFA im Siegerland und unterstützt vom Technologiezentrum Siegen aus produzierende Unternehmen in der Region rund um das Thema Ressourceneffizienz.
Das geht nicht ohne die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den regionalen Partnern, was sich auch in der Liste der Referenten widerspiegelte: Dr. Andreas Kaiser vom Kreis Siegen-Wittgenstein stellte zunächst die schon jetzt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels vor. Er belegte u. a. mit Zitaten aus Drucksachen des Deutschen Bundestages von 1991 und Video-Ausschnitten aus der Tagesschau von 1995 eindrucksvoll, dass die Ursachen und Folgen des Klimawandels schon sehr lange auch öffentlich bekannt sind, und gab einen komprimierten Überblick zur Veränderung des Weltklimas.
Wenn es an die konkrete Verbesserung in den Unternehmen geht, arbeitet die EFA in ihren einzelbetrieblichen Projekten seit jeher mit Fachberatern zusammen. Dr. Ralf Polzin vom Technologie-Institut für Metall & Engineering GmbH (TIME) als einer der langjährigen Beratungspartner berichtete über die Herausforderungen von der demographischen Entwicklung über die Globalisierung bis hin zur Digitalisierung als echte Chance für Verbesserungen. Konkret wurde es dann schnell: Der ausgewiesene Fachmann für Schweißtechnik zeigte, wie beim Schweißen als vermeintlich archaischer Produktionsbestandteil heute nicht zuletzt durch die Digitalisierung erhebliche Mengen an Energie und Ressourcen eingespart werden können.
Heiko Stoetzel schließlich brachte die Sicht des Unternehmens ein. Die SSI SCHÄFER Gruppe ist weltweit führender Lösungsanbieter von modularen Lager- und Logistiksystemen mit Hauptsitz in Neunkirchen. Stoetzel zeigte den kompletten Verlauf des Rückbaus der eigenen Hallen 1-7 und der Verzinkerei nach den strengen Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Dabei ging es um Transparenz über anfallende Materialströme über die Vorbeugung von Konflikten und Baustopps durch Kommunikation bis hin zur Minimierung von negativen Auswirkungen auf die lokale Umwelt und die Menschen. Das Projekt konnte innerhalb eines Jahres erfolgreich abgeschlossen werden.
Angeregt durch die interessanten Vorträge tauschten sich die Teilnehmenden noch lange nach offiziellem Veranstaltungsende aus.
Regionalbüro Aachen
Im Fördermaschinenhaus des Energeticon Alsdorf begrüßte Karl Hufmann vom EFA-Regionalbüro Aachen am 1. Dezember die zahlreichen Gäste. Den gelungenen musikalischen Auftakt übernahm das A-Cappella-Männer-Ensemble „Fünflinge“. Drei Referenten beleuchteten die Zusammenarbeit mit der EFA aus Unternehmer-, Berater- und Multiplikatorensicht.
Olaf Korr, Geschäftsführer der Aachener Tischlerei Korr GmbH, berichtete über die erfolgreiche Projektarbeit mit der EFA. Wie sich die Zusammenarbeit mit der EFA aus Beratersicht gestaltet und wo Unternehmen zurzeit der Schuh drückt, darüber sprach Steffen Roß, Geschäftsführer der WiRo Energie & Konnex Consulting GmbH.
Mit der Handwerkskammer Aachen verbindet das EFA-Regionalbüro eine lange und erfolgreiche Partnerschaft. Herbert Pelzer von der HWK erinnerte in seinem Vortrag an die Anfänge der Zusammenarbeit und wünschte dem Büro in Aachen noch viele weitere erfolgreiche Jahre.
Nach dem Rückblick folgte der Ausblick: Dirk Grudzinski, kaufmännischer Geschäftsleiter der Effizienz-Agentur NRW, schlug den Bogen von der Ressourceneffizienz hin zu einer Circular Economy und zeigte Herausforderungen und Chancen dieser Entwicklung auf.
Regionalbüro Münster
Rund 200 Kilometer weiter entfernt, feierte am selben Tag das EFA-Regionalbüro Münster sein rundes Jubiläum, zu dem rund 80 Gäste in den Allwetterzoo nach Münster kamen wo Birgitt Helms und Eckart Grundmann vom Regionalbüro sie begrüßten.
In ihrer Rede gab die Geschäftsführerin und Zoodirektorin Dr. Simone Schehka Einblicke in das Nachhaltigkeitsengagement des Zoos und weckte das besondere Interesse des Publikums mit einer anderen Perspektive auf die Folgen des Klimawandels und der Umweltbelastung, nämlich aus Sicht der zunehmend drängenden Problematik für den Artenschutz.
Thomas Melchert von der Handwerkskammer gab als langjähriger Partner der EFA in einem kurzweiligen Vortrag einen Abriss, gespickt mit vielen Beispielen und Anekdoten, über die Zusammenarbeit der vergangenen 20 Jahre.
Daniela Klaas, Geschäftsführerin der Klaas Alu-Kranbau GmbH aus Ascheberg, zeigte wie ihr Unternehmen nicht zuletzt durch Unterstützung der EFA heute ressourceneffizienter wirtschaftet und mit welchem Engagement mittelständische Unternehmen sich heute dieses Themas annehmen, sowohl aus wirtschaftlicher Sicht wie auch aus Verantwortung für sich und andere.
NRW-Umweltstaatssekretär Viktor Haase überbrachte die Glückwünsche des Umweltministeriums und betonte: „Die EU steht in den Startlöchern, die Transformation in eine echte Circular Economy stringent umzusetzen. Für kleine und mittelständische Unternehmen bedeutet das aber auch neue Herausforderungen zu meistern. Das Recht auf Reparatur, die Ökodesignverordnung, das Lieferkettengesetz, neue Vorschriften für die Nachhaltigkeitsberichterstattung und das Kreislaufwirtschaftspacket werfen ihre Schatten voraus. Doch mit Hilfe der EffizienzAgentur NRW erfahren Unternehmen in NRW konkrete Unterstützung auf dem Weg zu einer echten Circular Economy.“ Er betonte dabei die tiefgehende Marktdurchdringung und Vernetzung der EFA, die immer auf Augenhöhe mit den Expertinnen und Experten in den Unternehmen spreche. Dadurch lohne sich die Zusammenarbeit für alle Beteiligten und für die Umwelt. "Der mutige Schritt zur Regionalisierunug war efolgsbestimmend für die Breitenwirkung der EFA", so der Staatssekretär. Die EFA entwickle sich stets weiter, spüre Veränderungen und Trends auf und sei sich gleichzeitig bewusst, nicht alles selbst zu wissen und zu können.
Einen Rückblick auf 20 Jahre erfolgreiche Arbeit im Münsterland sowie ein Ausblick auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen im Themenfeld Ressourceneffizienz und Umweltschonung gab EFA-Leiter Dr. Peter Jahns.
Regionalbüro Bielefeld
Das Regionalbüro Bielefeld feierte am 5. Dezember im historischen Saal der Volkshochschule Bielefeld. Bevor es festlich wurde, stand den zahlreichen Gästen am Nachmittag noch eine Arbeitssession bevor. In einem Workshop informierten die EFA-Mitarbeiterinnen Gabriele Paßgang und Heike Wulf gemeinsam mit dem ecocockpit-Fachmann Wilko Brahms über das Treibhausgas-Bilanzierungstool der Effizienz-Agentur NRW und Potenziale des Circular Designs.
Nach der Begrüßung durch Dr. Peter Jahns moderierte Oliver Hülsmann, Leiter der Geschäftsstelle Kunststoffe in OWL e.V., eine spannende Diskussionsrunde mit Kerstin Hochmülller, CEO beim Spezialisten für Antriebstechnik Marantec Marienfeld GmbH & Co. KG, und Dr. Thomas Hohberg, Vertriebsleiter OEM beim Hersteller von Bodenbelägen Windmöller GmbH aus Augustdorf.
Kerstin Hochmüller treibt die Transformation ihres Unternehmens vom „Hidden Champion“ zum „Open Champion“ seit Jahren erfolgreich voran. Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Cradle-to-Cradle spielen dabei eine wichtige Rolle. Dazu kooperiert sie nicht nur mit Start-ups, sondern auch mit ihren eigenen Wettbewerbern, um das Unternehmen fit für die digitale Zukunft zu machen.
Mit Dr. Thomas Hohberg stand ein weiterer „Überzeugungstäter“ auf der Bühne. Die Windmöller GmbH verfolgt seit vielen Jahren das Ziel nachhaltige Bodenbeläge herzustellen, die sich durch hohe Qualität und Langlebigkeit auszeichnen. Die zirkulären Wertschöpfung ist dabei längst zum Managementthema geworden.
Dr. Peter Jahns sagte hinsichtlich des Erfolgs der Regionalbüros: „Wir haben schnell erkannt, dass der Zugang zu den ortsansässigen Unternehmen mit einem Standort direkt in der Region und gemeinsam mit den regionalen Akteuren schneller und unkomplizierter ist, als das ganze Bundesland von einem zentralen Ort aus zu bedienen. Ein Gesicht vor Ort hilft ungemein beim Aufbau von Kontakten und der Anbahnung und Umsetzung von Projekten, die sowohl den Unternehmen wie auch der Umwelt und nicht zuletzt dem Wirtschaftsstandort NRW dienen.“
Heike Wulf aus dem EFA-Regionalbüro Bielefeld ergänzte: “Wichtig ist es vor allem, das Vertrauen der regionalen Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu gewinnen. Das geht nur, wenn man im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin ist und das Tagesgeschäft vor Ort kennt, begleitet und mitgestaltet.“