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Deutscher Erdüberlastungstag: Ab heute leben wir ökologisch auf Kredit


Am 2. Mai 2018 hat Deutschland seinen Anteil an nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde für dieses Jahr verbraucht. Das ergeben die Berechnungen von Wissenschaftlern des Global Footprint Network, einer Forschungsgruppe mit Sitz im kalifornischen Oakland. Ein Weg den Ressourcenverbrauch nachhaltig zu verringern, sind aus Sicht der Effizienz-Agentur NRW zirkuläre Wirtschaftskonzepte. Konkrete Beratungsangebote zeigen Unternehmen wie sie den Rohstoffbedarf senken können.

Um einem weltweiten Ressourcenverbrauch wie heute in Deutschland zu decken, bräuchten wir drei Erden. Die Menschen hierzulande leben ab dem 2. Mai daher auf Kosten kommender Generationen und der Menschen im globalen Süden, die deutlich weniger verbrauchen, aber stärker von den ökologischen Folgen betroffen sind. Deutschland liegt damit deutlich über dem globalen Durchschnitt.

Der Erdüberlastungstag (global und für einzelne Länder) wird vom Global Footprint Network errechnet. Dabei wird der Verbrauch an natürlichen Ressourcen, die die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren kann, aber auch an nicht nachwachsenden natürlichen Rohstoffen erfasst. Nach diesen Berechnungen sind wir weltweit seit den frühen Siebzigerjahren in einer globalen Raubbausituation.

„Dieser ‚Overshoot‘ ist einer der wesentlichsten Trends, die die Zukunft der Menschheit bestimmen. Erstaunlicherweise fehlt uns das entsprechend präzise Wort auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch etc. Das ist, wie wenn wir von einer Krankheit befallen wären, aber der Doktor keinen Namen dafür hat, und nur eine vage Therapie", sagt Mathis Wackernagel, Präsident des Global Footprint Network.

„Um ressourcenschonender zu wirtschaften, müssen wir in ganzheitlichen Kreisläufen denken“, sagt Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur NRW. „Das Konzept des zirkulären Wirtschaftens nimmt diesen Gedanken auf. Es will sowohl Rohstoffe als auch Produkte so lange wie möglich in der Nutzung und somit im Wirtschaftsprozess halten. Dafür brauchen wir ein neues Denken beim Produktdesign, in der Produktion und im Konsumverhalten.“

Die EU fasst diesen Ansatz in ihrer „Circular Economy“-Strategie zusammen. Dabei sollen – entsprechend der ursprünglichen Definition einer Kreislaufwirtschaft – einmal in den Wirtschaftskreislauf eingebrachte Rohstoffe nach ihrer Nutzung wieder einer neuen Verwendung zugeführt werden.

Bei der zirkulären Wertschöpfung steht jedoch nicht die Nutzung der Materialen als Sekundärrohstoff oder das „Downcycling“ von Produkten im Vordergrund; vielmehr soll die Wiederverwendung der Ressourcen und Produkte in Form einer dinglichen Nutzung („Remanufacturing“) oder ihrer stofflichen Aufwertung („Upcycling“) erfolgen.

„Kurz gesagt: Wir müssen neue Produkte entwickeln, deren Produktion und Nutzung mit weniger Ressourcenverbrauch einhergehen. Anfallende Reststoffe und Produkte sind nach ihrer Gebrauchsphase Ausgangspunkt für eine neue Wertschöpfung, für neue Produkte und Dienstleistungen. Auf diese Weise kann Wirtschaftswachstum von der Rohstoffentnahme entkoppelt werden“, so Dr. Jahns.

Die im Auftrag des NRW-Umweltministeriums tätige Effizienz-Agentur NRW unterstützt mit ihrem Beratungsangebot produzierenden Unternehmen in Nordrhein-Westfalen dabei, ressourceneffizienter zu produzieren.

Zum Hintergrund des Erdüberlastungstages:

Bei der Berechnung des Erdüberlastungstages werden zwei Größen gegenübergestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde, Ressourcen aufzubauen und Abfälle wie CO2-Emissionen aufzunehmen (Biokapazität), zum anderen der gesamte Bedarf an nutzbaren natürlichen Ressourcen wie Wäldern, Ackerland und Flächen, den die Menschen für ihre derzeitige Lebens- und Wirtschaftsweise brauchen (ökologischer Fußabdruck). Diese ökologische Buchhaltung wird auch auf Länder angewendet, hier für den Erdüberlastungstag auf Deutschland. Er wird mit UN-Daten berechnet.

Der deutsche Erdüberlastungstag verdeutlicht die ökologischen Grenzen des Planeten und zeigt, wie immens diese in Industrienationen wie Deutschland überschritten werden. Zum Vergleich: Bei einem weltweiten Ressourcenverbrauch wie heute in den USA bräuchten wir fünf Erden, bei einem wie in China 2,2, wie in Frankreich 2,8 und in Großbritannien 2,9 Erden. Die gesamte Weltbevölkerung bräuchte 1,7 Erden, um den globalen Bedarf an natürlichen Rohstoffen wie Ackerland und Wäldern nachhaltig zu decken. Der globale Erdüberlastungstag wird im August erwartet.

Quelle: Germanwatch