Fünf Jahre nach dem historischen Klimaschutzabkommen von Paris und ein Jahr nach Ausbruch der Coronapandemie ist der Wandel spürbar. Denn sichtbare Veränderungen wie Eisschmelze, Waldbrände, Artensterben, tauende Permafrostböden, Trockenheit und wachsende Ungleichheit sind inzwischen nahezu jedem Menschen weltweit in unterschiedlicher Form präsent.
Gleichzeitig scheint gerade wegen der bitteren Auswirkungen der Coronapandemie und der sie begleitenden Wirtschaftskrise den meisten Menschen deutlicher zu werden, dass Gesundheit, Wohlstand und Sicherheit auch ökologisch bedingt sind.
Weltweit werden jetzt die Klimaschutzziele angezogen – und wird um den Wiederaufbau der Wirtschaft gerungen. Werden damit allerdings erneut die alten, krisenanfälligen Strukturen gestützt, wird es nichts mit einer Wende bei Emissionen, Arten- und Ressourcenschutz. So bietet sich also gerade jetzt die Chance, echten "Change" zu unternehmen.
Die „Change“-factory nimmt daher den speziellen Zeitpunkt und die konkrete unmittelbare Gestaltung des Wandels unter die Lupe.
Mit einem kulturgeschichtlichen Rückblick verweist der Philosoph Bernd Draser zunächst auf die Stärkung der Welt durch große Krisen. "Die Resilienz einer Gesellschaft und ihre Anpassungsfähigkeit an bestehende und kommende Veränderungen erweisen sich erst in Krisen, die massiv alle bestehenden Routinen tangieren", so Draser. Damit plädiert er für die Gestaltung der notwendigen Transformation – und macht gleich Mut zu einer gewissen Leichtigkeit dabei.
Der Organisations-Soziologie Andres Friedrichsmeier berichtet von dem Empfinden der gegenwärtigen Krise und der Sehnsucht nach einer Normalität danach. Dennoch: "Was die Krise mitverursacht hat, will auch derjenige nicht wiederherstellen, dessen erster Impuls der Wunsch nach Normalität war." Für den „System Change“ schlägt er schließlich einen Baukasten von Instrumenten für die Transformation vor.
Dass Instrumente und Hilfen für das Changemanagement von Unternehmen den Wandel der Wirtschaft zielgerecht vorantreiben können, haben inzwischen viele verstanden. Ralf Bindel lässt Expert*innen der Effizienz-Agentur NRW berichten, wie Ressourceneffizienz 4.0, ecodesign und CO2-Bilanzierung aus der Krise führen können. So fordert Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur NRW "die Chance der Krise zu nutzen, die Wirtschaft mit dem notwendigen Wiederaufbau klima- und ressourcenschonender aufzustellen."
Warum und wie die stützenden Konjunkturpakete in Deutschland, Europa und seitens der UN für den System Change weiterentwickelt werden müssen, erläutert der Leiter des Wuppertal Instituts, Energie- und Klimaforscher Prof. Manfred Fischedick. "Diese Krise ist die beste letzte Chance. Verpassen wir sie nicht – zu unserem Wohl, aber auch und gerade zum Wohl der nachfolgenden Generationen."
Die „soziale“ Bedeutung der ökologischen Krise und die wachsende Bedrohung und gleichzeitige Chance der tickenden Klimauhr ist wiederum Thema von Andres Friedrichsmeier. Er warnt davor, dass "die Klimauhr die Dynamik des Rechtspopulismus weitertreibt", sieht aber die Chance "undogmatischer Zusammenarbeit selbst bei technologischen Krisenlösungen."
Welche Veränderungen eine suffiziente Lebens- und Wirtschaftsgestaltung erreichen kann und bereits bewirkt hat, diskutieren die BUND-Ehrenvorsitzende Prof. Angelika Zahrnt und der neue Wuppertaler Oberbürgermeister Prof. Uwe Schneidewind in einem Gespräch. Darin geht es auch um den Umbau der Automobilzuliefererindustrie in NRW. "Die Unternehmen stellen sich mit einer hohen Flexibilität und Agilität darauf ein. Weil sie ganz klar sehen, dass das nicht aufzuhalten ist, sondern es globale Trends sind", so Schneidewind. "Die Wirtschaft ist weiter als bestimmte Akteure – und es ist ihr wichtiger, dass auch die Politik den Strukturwandel nicht verzögert, und damit die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen erhält."
Für die wirkungsvolle Wende im Kopf empfiehlt der Umweltpsychologe Marcel Hunecke schließlich die Stärkung der psychischen Ressourcen – und bietet mit der psychologischen Selbstermächtigung einen Schlüssel zu Krisenbewältigung und Transformation: "Letztlich tragen die psychischen Ressourcen nicht nur zu einem nachhaltigen Verhalten im Alltag bei, sondern stärken auch die nachhaltige Entwicklung in Organisationen und Institutionen."
Zu factory – Magazin für Nachhaltiges Wirtschaften
factory ist das Magazin von Effizienz-Agentur NRW und Wuppertal Institut. Jede Ausgabe widmet sich einem Thema und seiner Bedeutung für die Nachhaltige Entwicklung. Die themenspezifischen Magazine liefern deswegen einen vielfältigen Überblick über die jeweiligen Bereiche – und laden zur Diskussion ein.
factory ist gut lesbar auf Tablet-Computern und Bildschirmen, lässt sich aber auch ausdrucken. Online begleiten News, Termine und einzelne Beiträge das Magazin. Das steht kostenlos zum Download, ein Newsletter informiert über Neuerscheinungen – und eine englischsprachige Ausgabe gibt es auch.
Ansprechpartner:
factory-Redaktion
Ralf Bindel
Tel. 0234 / 97995-13
rb@ factory-magazin.de