Meldungen

Vom Ecodesign zum Circular Design – Interview mit Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur NRW


Die Effizienz-Agentur NRW erweitert ihr Beratungsangebot zur Produktgestaltung und -entwicklung. Sie rückt damit neben dem klassischen Produkt auch Dienstleistungen und Geschäftsmodelle in den Fokus. Die Redaktion der EFA eNews sprach mit Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur NRW, darüber, was das Circular Design (CD) umfasst und welchen Beitrag es zur Ressourcenschonung und zur Realisierung einer Circular Economy leisten kann.

Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur NRW.

Herr Dr, Jahns, die Effizienz-Agentur NRW hat in den vergangenen Jahren mit ihrer Arbeit das Thema Ecodesign erfolgreich in Nordrhein-Westfalen etabliert. Mit Ciruclar Design erweitern Sie jetzt Ihren Beratungsansatz. Was gab den Ausschlag dazu?

Der Ansatz der ressourcenschonenden Produktgestaltung und -entwicklung, also das klassische Ecodesign, ist bei uns seit vielen Jahren ein wichtiger Ansatzpunkt, um neben der Produktion die Ressourceneffizienz in Industrie und Handwerk zu verbessern. Denn nahezu 80 Prozent der Wirkung eines Produktes auf Kosten und Umwelt werden mit seiner Gestaltung festgelegt.

Ecodesign ist ein systematischer und umfassender Betrachtungs- und Gestaltungsansatz, der das Ziel verfolgt, die Umweltbelastungen von Produkten über den gesamten Lebenszyklus hinweg durch ein verbessertes Design zu mindern und so Ressourcen zu schonen.

In den vergangenen Jahren haben wir bei Ecodesign-Projekten beobachtet, dass in den Unternehmen neben Aspekten der reinen Produktgestaltung immer stärker Fragen zu neuen Geschäftsmodellen und möglichen Dienstleistungen in den Fokus rücken.

Mit Circular Design gehen wir nun einen Schritt weiter, um der Wirtschaft hier neue Möglichkeiten aufzuzeigen.

EFA eNews: Was zeichnet Circular Design konkret aus?

Neben der klassischen Betrachtung des Produkts und seines Lebenszyklus erweitern wir mit Circular Design unseren Blick auf ressourceneffiziente Geschäftsmodelle, Märkte, Handel, Dienstleistungen und Austauschbeziehungen innerhalb der Lieferkette. Hiermit lassen sich große Potenziale zur Ressourcenschonung heben.

Die Frage lautet: Mit welchen Produkten oder Dienstleistungen können wir Konsumentenbedürfnisse ressourcenschonender befriedigen oder bedienen? Es geht also darum, für nachhaltige Produkte Geschäftsmodelle zu entwickeln, die z. B. Rückführsysteme, Wartung, Reparaturen oder Instandhaltung von Produkten beinhalten. Daraus können sich für Unternehmen neue Geschäftsansätze ergeben, die klima- und umweltschonender sind als bisherige Konzepte.

EFA eNews: Welche Rolle spielen die Designer*innen dabei?

Die Designer*innen sind Fachpartner in unseren Beratungsprojekten, die diesen Ansatz vermitteln und Potenziale herausarbeiten. Circular Design muss, wie bereits gesagt, bei der Produktentwicklung von Anfang an mitgedacht werden – und nicht erst als „letzter Feinschliff“, wenn der Prototyp möglicherweise schon zu Ende entwickelt ist.

Gemeinsam mit Designer*innen unterstützen wir die Unternehmen, diese Philosophie in ihre Produktentwicklungsprozesse und in die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle einfließen zu lassen.

EFA eNews: Gibt es weitere Partner im Themenfeld Circular Design?

Neben den produzierenden Unternehmern rückt auch der Handel in den Fokus – also all die Entscheidungsträger entlang der Lieferkette. Auch die Hochschulen für Design und Gestaltung spielen eine große Rolle. Gerade Nordrhein-Westfalen ist im Bereich Design sehr gut aufgestellt z.B. mit der Kölner ecosign/Akademie für Gestaltung, der Alanus Hochschule in Alfter oder der renommierten Folkwang Hochschule der Künste in Essen. Hier schaffen wir Möglichkeiten für einen Kontakt zwischen Studierenden und mittelständischen Unternehmen z.B. mit unserem Design.Camp NRW.

EFA eNews: Wie wichtig ist Circular Design für eine Circular Economy?

Die Circular Economy ist in erster Linie ein volkswirtschaftliches Konzept: Ziel ist es sowohl Rohstoffe als auch Produkte so lange wie möglich in der technischen Nutzung und somit im Wirtschaftsprozess zu halten.

Zur Umsetzung einer Circular Economy braucht es neue Gestaltungsansätze. Zirkulär gestaltete Produkte sind ein wichtiges Element in diesem Transformationsprozess. Auch Dienstleistungen, Geschäftsmodelle, Austauschbeziehungen, Märkte etc. müssen bei dieser Entwicklung neu definiert und gestaltet werden. Genau hier setzen wir mit Circular Design an. Mit unserem Beratungsangebot zeigen wir Unternehmen in NRW auf, wie zirkuläre Produkte und Geschäftsmodelle gestaltet und umgesetzt werden können und auf diese Weise ein Beitrag zur Circular Economy und letztendlich zur Klimaschonung leisten.

Zur Schulung von Mitarbeitenden produzierender Unternehmen bieten wir unser Workshopkonzept „CIRCO – Mehrwert durch Circular Design“ an, eine erprobte Methode aus den Niederlanden. Die Unternehmen erarbeiten hierbei beispielhaft Geschäftsmodell- und Designstrategien im Sinne der Circular Economy, die sie dann auch in ihren Unternehmen umsetzen können.

EFA eNews: Herr Dr. Jahns, vielen Dank für das Gespräch.

Erfahren Sie mehr über unser Circular Design-Angebot!